Sind Sie jetzt eine Leserin, die spontan jubiliert: „nee, muss nicht!“
Oder sind Sie ein Mann, der sich fragt: „Was haben wir denn jetzt schon wieder falsch gemacht ? … Und überhaupt, ich bleib eh lieber allein.“
Irgendwie ist es gar nicht so selten anzutreffen, dieses ganz schön große Selbstbewusstsein bei Frauen (vielleicht eher bei den sog. jüngeren), oder diese ganz schön große Verunsicherung bei Männern (vielleicht eher bei den nicht mehr ganz so jungen).
„Ist aber doch wahr – wofür braucht frau denn noch einen Mann? Das Kinderkriegen muss sie sowie immer alleine, das Kindergroßmachen muss sie seit vielen Jahren zunehmend alleine, und das Kindermachen kann sie seit einigen Jahren auch (fast) alleine.“ sagt die Frau.
„Zum Geldverdienen brauchen sie uns ja auch schon längst nicht mehr, und immer wieder kommt es ja sogar vor, dass die Frau sogar mehr verdient als der Mann“ sagt der Mann.
Und dass man bzw frau für den Sex nicht unbedingt eine Frau bzw einen Mann braucht – oder gar überhaupt niemanden anderes – das ist seit Jahren für jede und jeden jenseits der Pubertät auch kein Geheimnis mehr.
Also lassen wir das mit der Partnerschaft – das mit dem Heiraten ist ja eigentlich auch nicht mehr modern (außer für die Romantischen unter uns/ auf dieser Welt). Was ersparen wir uns nicht alles: Diskussionen über das Fernsehprogramm, schweigende Mitspaziergänger am Sonntag-Nachmittag, stundenlang erzählende Mitesserinnen beim Abendbrot, schlecht gelaunte Tischnachbarn, einen bei jedem kleinen WehWehchen Leidenden oder einen, der ja eigentlich immer nur das eine will. Manchmal auch: eine.
Und vor allem: diese ewigen Streitereien. Immer hat er Recht, und immer muss sie das letzte Wort haben. Oder umgekehrt. Und dann irgendwann geht eine-r raus, oder wird eine-r laut (beides soll sowohl bei Frauen als auch bei Männern sehr beliebt sein). Oder noch besser: es wird geschwiegen, sich zurückgezogen (nur innerlich, oft aber auch äußerlich, nicht selten: beides gleichzeitig). Schweigen. Nach unten blicken. Aufpassen, dass er bzw sie mir nicht begegnet, wenn ich mal schnell aus meinem Zimmer zum Klo muss. Und: Hunger hab ich heute keinen, ich geh nicht mehr an den Kühlschrank (obwohl der Magen brummt). Schnell schlafen bevor er oder sie ins Schlafzimmer kommt (oder wenigstens so tun als ob- Achtung: das ist aber gar nicht so einfach wie viele denken, denn beim wirklichen Schlafen haben wir einen anderen Atemrhythmus ….und einigermaßen sensible Mitbewohner-innen merken das).
Am Ende, und das weiß jede-r, ist diese Art der psychologischen Ehe-/Beziehungs-kriegsführung, zermürbend, oft (sich selbst), nicht selten Partnerschaft und Familie.
Hier hätte ich das Angebot, mal einen Versuch zu wagen: innehalten – tief durchatmen – gerne auch mal 5 Min spazieren gehen – und sich dann verabreden, wann denn die Differenzen mal in Ruhe besprochen werden sollen.
‚Kenn ich- das bringt ja doch nichts.‘ mögen Sie jetzt denken. Stimmt.
Das Neue an meinem Vorschlag ist aber, dass dieses ‚miteinander reden‘ kein Miteinander reden ist. Das sog ‚mal wieder Miteinander reden‘ ist nämlich meistens total anstrengend, weil man hören, seine aufkommenden Gefühle festhalten, weiter hören, dann vielleicht doch platzen muss, dann immer diese Widerworte des Gegenüber, und und und.
Es geht viel einfacher. Ich lade Sie ein, mal folgenden Versuch zu machen:
Eine-r beschäftigt sich nicht mit diesen vielen Dingen gleichzeitig, sondern nur mit einem einzigen: Zuhören oder Reden. Das ist die erste Verabredung: das ist relativ leicht, fast entspannend.
Die zweite Abmachung: Worte wie :‘du hast/machst/hörst…‘ sind tabu. Und erst recht Verallgemeinerungen wie: immer … nie … kenn ich doch von dir…
Und das Wichtigste: der/die redet, redet nur von sich ! Wirklich: nur von sich. Von den eigenen Gedanken, von dem, was ihn/sie bewegt, also vor allem: von den Gefühlen !! Und natürlich auch von seinen/ihren Anliegen/Wünschen/Ängsten/ Fragen/Vorschlägen……..
Der Trick hierbei ist: wer sich daran hält, kann keine mehr Vorwürfe machen (denn die fangen ja meistens mit ‚Du‘ an). Und genau die sind ja das Gift. Wer wirklich nur von sich erzählt, wird dem Gegenüber oft Neues erzählen, nicht selten dabei sogar auch von sich Selbst etwas Neues entdecken.
Und wenn der/die Zuhörende wirklich zuhört – d.h. mit den Ohren und dem Herzen beim anderen ist – wird mensch sich schnell wundern, wie spannend das ist.
Zugegeben ist das nicht einfach. Wir sind es einfach gewohnt sofort auf etwas zu reagieren, uns zu rechtfertigen und zu verteidigen. (das ist aber gar nicht mehr notwendig, wenn es keine Vorwürfe mehr gibt !!) Diese Verteidigungsreflexe sind zu Anfang stark, sie werden aber relativ schnell kleiner. Und aus einem ‚Gegeneinander‘ wächst ein ‚Verstehen‘ (des anderen, häufig auch sich selbst).
Und zum Schluss noch die sehr wichtigen Rahmenbedingungen: diese sind prinzipiell frei wählbar, bewährt hat sich aber z.B. ein Zeitraum von 15 min., dann vll eine kurze Pause, dann erzählt die/der andere, und der/die erste hört zu. Und diesen Wechsel vielleicht zwei mal – also insgesamt eine Stunde. Wem das zu lang vorkommt. Die Hälfte geht natürlich auch. Und am Schluss ist Schluss. Gut kann es sein, wenn jede-r erst mal eine Zeit mit sich alleine ist, es sacken lässt. Oder ein gemeinsamer Spaziergang – aber ohne Worte. An diesem Tag sollte das, was angesprochen wurde, nicht mehr thematisiert werden.
Erlaubt sind übrigens Nachfragen: hab ich dich richtig verstanden … Das hab ich jetzt nicht verstanden, kannst du das bitte nochmal erklären…
Wie gesagt: anfangs ist es für jede-n eine sehr großer Herausforderung, diese Art von Zwiegespräch zu führen. Manche brauchen auch eine Begleitung. Aber wenn es ein bisschen Übung gibt…. macht sogar Spaß, dann wird eine Entspannung spürbar, und als nächstes kommt dann bald schon die Vorfreude auf den nächsten Gesprächs-Termin.!!!!
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